Besondere Naturschutzprojekte des Landkreises Oldenburg
Auf besonderen Flächen und für besondere Tier- und Pflanzenarten führt der Landkreis Oldenburg eigene Naturschutzprojekte durch. Eine kleine Auswahl wird unter „Inhalte Besondere Projekte“ vorgestellt.
Samentüte für die Artenvielfalt
Die Landschaft im Landkreis Oldenburg ist durch vielerlei Nutzungen geprägt, die sich auf das Landschaftsbild und den Artenreichtum von Pflanzen und Tieren auswirken. Die Anlage von Blühflächen mit standortheimischen Pflanzenarten kann einen Beitrag dazu leisten, die Lebensraumvielfalt unserer Landschaft zu bereichern und bietet eine zusätzliche Nahrungsquelle für Schmetterlinge, Bienen und andere blütenbesuchende Insekten. Um dies zu unterstützen, hat die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises Oldenburg eine Mischung regionaler Pflanzen zusammengestellt und lädt unter dem Motto
"25 Pflanzenarten für 25 Jahre Naturschutzstiftung"
alle Interessierten dazu ein, eigene kleine Blühflächen anzulegen und sich an der Vielfalt von Blüten und Blütenbesuchern zu erfreuen! Die Samentüte ist eines von 25 Projekten, mit denen das 25-jährige Jubiläum der Naturschutzstiftung des Landkreises Oldenburg gefeiert werden soll.
Saathinweise
Die Samentüte kann ideal von Ende April bis Anfang Juni ausgebracht werden und reicht für etwa 2m². Vor der Aussaat sollte der Boden von gut vorbereitet werden, das heißt von Pflanzen und Wurzeln befreit werden und ein feinkrümeliges Saatbett vorweisen. Die Samen sollten gleichmäßig verstreut und leicht angedrückt werden, eine Einarbeitung in den Boden ist nicht notwendig.
Fokus auf heimischen Pflanzen
Bei der Zusammenstellung der Pflanzenarten hat die Untere Naturschutzbehörde besonderen Wert auf sogenanntes "Regio-Saatgut" gelegt, also Pflanzensamen, die in unserem nordwestdeutschen Naturraum gewonnen wurden (Herkunftsregion) und hier standortheimisch sind. Hintergrund ist, dass heimische Pflanzenarten über die langen Entwicklungszeiträume optimal an die jeweiligen Lebensräume angepasst haben und wiederum in engen Beziehungen zu den hier vorkommenden Tierarten stehen. Dagegen besteht bei gebietsfremden Arten oder auch Zuchtformen die Gefahr, dass langfristig die einheimische Flora und Fauna verändert wird. Im Extremfall können sogenannte "invasive Arten" sogar zu einer Verdrängung der heimischen Arten führen!
Bestimmen und Bestaunen!
Für alle Hobbybotaniker und die, die es werden wollen, haben wir hier nun die Pflanzenartenliste! Soviel vorab: Die Unterscheidung ist nicht immer einfach und eine gelbe Korbblüte nicht immer ein Löwenzahn. Wir wünschen Ihnen viel Freude mit der Samentüte und eine gelungene Blütezeit!
Kräuter
Achillea millefolium Gewöhnliche Schafgarbe
Campanula rotundifolia Rundblättrige Glockenblume
Centaurea cyanus Kornblume
Daucus carota Wilde Möhre
Galium album Weißes Labkraut
Heracleum sphondylium Wiesenbärenklau
Hypericum perforatum Echtes Johanniskraut
Hypochoeris radicata Gewöhnliches Ferkelkraut
Leontodon autumnalis Herbst-Löwenzahn
Leucanthemum spec. Wiesen-Margerite
Linaria vulgaris Gewöhnliches Leinkraut
Lychnis flos-cuculi Kuckucks-Lichtnelke
Papaver dubium Saatmohn
Plantago lanceolata Spitzwegerich
Prunella vulgaris Gewöhnliche Braunelle
Scrophularia nodosa Knotiger Braunwurz
Silene latifolia ssp. alba Weiße Lichtnelke
Veronica chamaedrys Gamander-Ehrenpreis
Leguminosen (Klee)
Lotus corniculatus Hornschotenklee
Medicago lupulina Gelbklee
Trifolium pratense Wiesen-Klee / Rotklee
Gräser
Anthoxanthum odoratum Gewöhnliches Ruchgras
Arrhenaterum elatius Glatthafer
Cynosurus cristatus Kammgras
Festuca filiformis Haar-Schwingel
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Renaturierung Schwarzes Moor
Im Rahmen eines Flächenpools für Ausgleichs- und Schwarzes Moor in der Gemeinde Wardenburg© Landkreis OldenburgErsatzmaßnahmen hat der Landkreis Oldenburg im Winter 2005/2006 ein umfangreiches Renaturierungsprojekt im ca. 8,5 ha großen Gebiet des „Schwarzen Moores“ in der Gemeinde Wardenburg durchgeführt. Eine große Vielfalt unterschiedlicher, naturnaher Biotopstrukturen wurde neu angelegt, wiederhergestellt oder in ihrer Funktion naturschutzfachlich optimiert.
Der Zustand des Gebietes im Jahre 2005 war geprägt von ausgedehnten Fichtenforsten, entwässerten Moorbereichen, Grünlandflächen und naturfernen Gräben. Darunter waren jedoch noch großflächige Hoch- und Niedermoorhorizonte vorhanden.
Ziel der Maßnahme war es deshalb, das erhaltene Samenpotenial wieder zu aktivieren und die früheren naturnahen Strukturen mit einem kleinräumige Wechsel aus Dünen und feuchten Dünentälern wiederherzustellen. Um diese Ziel zu erreichen, waren umfangreiche Bauarbeiten erforderlich. Insgesamt wurden etwa 15.000 m³ Boden bewegt. Mehrere tausend m³ nährstoffreicher Oberboden wurden aus dem Gebiet entfernt.
Durch regelmäßige Kartierung der Pflanzen- und Tierwelt wurde die Entwicklung dieses „Biotops aus zweiter Hand“ dokumentiert. Der Abschlussbericht aus dem Jahr 2010 zeigt, wie wertvoll dieses Gebiet mittlerweile geworden ist. Der größte Flächenanteil wird mittlerweile von gefährdeten oder stark gefährdeten Biotoptypen eingenommen, zu denen z.B. Moorstadien, Seggen- und Binsensümpfe, nährstoffarme Kleingewässer, Silbergrasfluren und Sandmagerrasen zählen. Speziell in den feuchten und nassen Bereichen haben sich zahlreiche gefährdete und einige stark gefährdete Arten angesiedelt. Die Zahl der gefährdeten Pflanzenarten liegt mit 14 Arten bemerkenswert hoch. Seit der ersten Brutvogelerfassung 2006 konnten sechs neue Brutvogelarten nachgewiesen werden. Darunter auch 3 Arten die sich auf offene Lebensräume spezialisiert haben wie Kiebitz, Rohrammer, Schafstelze. Insgesamt treten vier Brutvogelarten auf, die als gefährdet gelten. Damit besitz das Schwarze Moor eine lokale Bedeutung als Vogelbrutgebiet. Für die Amphibienfauna besitzt das Gebiet sogar eine landesweite Bedeutung. Aufgrund des Auftretens von Grasfröschen mit einem sehr hohen Bestand und das Vorkommen des Moorfrosches mit mittlerer Bestandsgröße besitzt das Schwarze Moor eine hohe Bedeutung für den Naturschutz. Für Libellen, Heuschrecken und Hautflügler wurden 2010 abermals zahlreiche Neueinwanderer verzeichnet. Speziell auf Moore angewiesene Spezies haben das Gebiet bislang nicht besiedelt. Für die Heuschrecken wanderten vor allem migrationsfähigen Arten ein. Für den lokalen Artenschutz ist hier das Vorkommen der bundesweit stark gefährdeten Sumpfschrecke von Bedeutung.
Allein durch die natürliche Entwicklung konnte sich die Fläche im Schwarzen Moor zu einem herausragenden und ökologisch sehr bedeutsamen Gebiet entwickeln. Die Frage, ob sich die Mühe für die Anlage eines solchen Biotops aus zweiter Hand lohne, kann an diesem Beispiel eindeutig mit „Ja“ beantwortet werden.
In Zukunft wird dieses Kleinod rund um das Schwarze Moor durch einen Natur- und Erlebnispfad zugänglich sein. Die Ausführungsplanungen werden zur Zeit vom Planungsbüros Diekmann & Mosebach durchgeführt. Mit dieser Maßnahme soll das Bewusstsein dafür geweckt werden, dass es sich beim Schwarzen Moor um sensible und besonders wertvolle Lebensräume handelt, die geschützt werden müssen, aber von Wegen aus betrachtet werden dürfen. Gleichzeitig wird die Veränderungen des Gebietes durch die Renaturierungsmaßnahmen und die Besonderheiten, die sich hier entwickelt haben, vermittelt. Der Erlebnispfad wird so gestaltet, dass jeder anhand von Informationstafeln entlang des Weges die Besonderheiten erfahren kann und bietet zudem die Möglichkeit geführte Umweltbildungsmaßnahmen für Gruppen, Vereine, Schulklassen, etc durchzuführen. Für die Planung und Umsetzung dieser Maßnahmen wurde dem Landkreis Oldenburg die Kofinanzierung aus LEADER-Fördermittel bewilligt. Mit diesen Mitteln fördert das Land Niedersachsen unter finanzieller Beteiligung der Europäische Union die regionale Entwicklung des ländlichen Raumes. In diesem Fall durch die bessere Erlebbarkeit von Natur und Landschaft.
Erste Wegebaumaßnahmen werden nach der Brutzeit 2011 erfolgen. 2013 erfolgt die Fertigstellung des Natur- und Erlebnispfades.
Fledermausschutz durch Quartierschaffung in Dörfern im Naturpark Wildeshauser Geest
Fledermäuse auf Wohnungssuche
Fledermauswanderungen erfreuen sich bei Jung und Alt wachsender Beliebtheit. Zum Glück, denn die in Niedersachsen heimischen Fledermausarten sind allesamt in Ihrem Bestand bedroht und nach europäischen Artenschutzbestimmungen streng geschützt. Lebensraumveränderungen wie Haussanierungen, der Verlust von alten Höhlenbäumen oder halboffenen Erdkellern hat sich negativ auf die Fledermausbestände ausgewirkt. Aus diesem Grund hat die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises Oldenburg ein Projekt ins Leben gerufen, das die Lebensbedingungen für Fledermäuse nachhaltig verbessern soll.
Leader-Projekt zum Fledermausschutz
Dieses europäisch geförderte Leader-Projekt mit dem Namen „Fledermausschutz durch Quartierschaffung in Dörfern im Naturpark Wildeshauser Geest“ läuft über einen Zeitraum von 2010 bis 2013. Zunächst wurde in Gesprächen mit der ortsansässigen Bevölkerung nach geeigneten Gebäuden gesucht, die sich für eine Herrichtung als Fledermausquartier eignen. Erfreulicherweise haben mehrere Eigentümer alte Erdkeller und -bunker unter anderem in Ahlhorn, Hosüne und Wardenburg zur Verfügung gestellt. Für die Renovierung und Einrichtung der „Fledermauswohnungen“ wurden dann keine Mühen gescheut. Verschiedene Steinelemente mit Löchern und Ritzen wurden an die Decken gebracht, in denen die Fledermäuse überwintern können. Rauputz an den Wänden ermöglicht den Tieren einen besser Halt. Mit einer Kamera mit Bewegungssensor lassen sich die Fortschritte in der Besiedlung dann schließlich verfolgen.
Aufruf für neue „Wohnungen“
Ende 2012 wurden die letzten Quartiere für den Fledermausschutz hergerichtet. Mit einem kindgerechtem Flyer wird weiter über die „Microchiroptera“, so der lateinische Name der Fledermäuse, informiert und zur Mithilfe aufgerufen. Die Untere Naturschutzbehörde will damit den Blick für die gefährdete Tiergruppe weiter schärfen und vielleicht das ein oder andere Quartier noch hinzugewinnen. Denn das Projekt trägt Früchte: Die ersten Tiere wurden in Ihren neuen Quartieren bereits gesichtet!
Quell- und Feuchtwiesengebiet Garmhauser Huntetal
In der Talausweitung des Huntetals südlich Wildeshausen arbeitet der Landkreis Oldenburg seit einigen Jahren auf gut 60 ha Fläche am Naturschutzprojekt "Quell- und Feuchtwiesengebiet Garmhauser Huntetal". Das Gebiet ist dadurch charakterisiert, dass es bei Hochwasser überwiegend "land-unter" gerät und ein starker Hang- bzw. Quellwasserdruck vom Talrand her besteht. Der Landkreis hat den Grund und Boden vor einigen Jahren erworben und die tiefbauliche Herrichtung im wesentlichen abgeschlossen. Für den Flächenankauf sind für das Projekt ca. 1,4 Mio DM aufgewendet worden, von denen die EU 45 % und das Land Niedersachsen 35 % getragen haben.
In Kooperation mit dem Nieders. Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) und der Hunte-Wasseracht sind etliche Maßnahmen durchgeführt worden; die wichtigste ist die Wasserrückhaltung im Gebiet. Durch einen einzigen Stau ist ein Großteil des Gebiets vernässt worden. Für einen größeren Teil der Flächen sind Bewirtschaftungsverträge mit Landwirten abgeschlossen worden. Die Entwicklung des Gebiets in floristischer und faunistischer Sicht wird regelmäßig beobachtet. Z.B. stellt sich der Bestand der Avifauna entsprechend der Vernässung um.
Um das Gebiet gut beobachten zu können, ist seit kurzem am Huntetalrand eine stabile Beobachtungsplattform durch einen Baueinsatz der Holzklasse der Berufsbildenden Schulen des Landkreises gebaut worden.
Schutzprojekt für Laubfrösche erfolgreich angelaufen
Biologen unter der Leitung des beauftragten Projektleiters Diplombiologe Volker Moritz, die im Rahmen des Leader+-Projektes auf Laubfroschsuche waren, kontrollierten im gesamten Projektgebiet 86 Gewässer. An 39 fanden sie Laubfrösche, wobei die größte Rufgruppe aus 100 Tieren bestand. Die Mehrzahl der Vorkommen wies aber nur bis zu 15 rufende Laubfrösche auf.
Im Landkreis Oldenburg konzentrieren sich die Vorkommen um Harpstedt, dort kommt der Laubfrosch noch an 10 Schlatts, Tümpeln und Teichen vor. Im Kreisgebiet wiesen 3 Gewässer Rufgruppen von 10 und mehr Tieren auf.
Nach wie vor ist der Laubfrosch eine stark gefährdete Froschlurchart, vor allem aufgrund seiner weit auseinander liegenden Fortpflanzungsgewässer, durch Verkehrswege zerschnittenen Teillebensräume und durch ungünstige Bedingungen an von ihm bewohnten Gewässern. Zwar liebt unsere kleinste Froschlurchart flache, gut besonnte und dadurch schnell erwärmbare Gewässer, aber wenn die Wasserstände gegen null gehen, wandern die Laubfrösche ab, ihr Laich geht zu Grunde und die Nahrungssituation an den Gewässern wird ungenügend. Somit kommt es besonders darauf an, durch geschickte Maßnahmen an den Gewässern zu Lebensraumaufwertungen zu kommen, die nachhaltig die Laubfroschbestände sichern und vermehren helfen.
Für den Landkreis Oldenburg wurden dafür verschattende Baumbestände zurück geschnitten und Flachwasser-Mulden im Umfeld eines Vorkommens bei Harpstedt angelegt, um mehr Laubfröschen qualitativ hochwertige Lebensräume zu bieten und die Gebietsattraktivität zu erhöhen, z. B. durch mehr Sonnenplätze oder leicht erwärmbares Flachwasser als Laichplatzbereiche.
Auch die Zusammenarbeit der Beteiligten vor Ort klappt bestens: An fünf Gewässer im Landkreis Oldenburg wurden die Maßnahmen mitgetragen oder selbst umgesetzt, so die Entfernung von Weidengebüschen und Pappeln an Gewässerufern, neue Abzäunungen für Weidevieh oder die Aufwertung von Gewässerufern. Hier waren Flächeneigner und die Forstverwaltung gefragt, die sofort mitmachten. Weiterhin ist die Neuanlage eines Flachwasserbereiches nahe eines Traditions-Vorkommens in Aussicht gestellt worden. Ein Nassgraben wurde zudem an ein aktuell ausgetrocknetes Laubfroschgewässer angeschlossen.